Über das Ziegelmachen – Teglvaerksmuseum Cathrinesminde

Peter Gohl

Wer einen Ausflug in eine anmutige Landschaft verbunden mit einem interessanten Museumsbesuch machen will, sollte nach Dänemark an das nördliche Ufer der Flensburger Förde fahren. Hier lagen nahe dem Dorf Broager mit seiner doppeltürmigen Kirche, wie an einer Perlenschnur aufgezogen, die zahlreichen kleinen Ziegeleien, die – ursprünglich meist einer Bauernstelle zugeordnet – den wichtigsten Baustoff für den dänischen und norddeutschen Hausbau lieferten, den gebrannten Ziegel. Die meisten sind verschwunden. Die wenigen verbliebenen Ziegeleien an der Förde sind heute die wichtigsten Lieferanten von Ziegeln in Dänemark und in den norddeutschen Raum. Etwa 8 Betriebe arbeiten nach modernen industriellen Vorgaben.

Die Ziegelei Cathrinesminde hat zwar auch vor vielen Jahren die Produktion eingestellt. Der Zufall wollte es aber, dass die Gebäude nicht abgerissen wurden. So standen sie, in einem desolaten Zustand zwar, noch da, als zu Beginn der 1990er Jahre das Interesse an historischen Industrie-Anlagen wuchs. Es war im wesentlichen eine Privatinitiative, die unter Einbeziehung der ehemaligen Arbeiterinnen und Arbeiter alles tat, um die Ziegelei beispielhaft als einen für die Region sehr wichtigen Produktionszweig zu erhalten und zu einem Ziegeleimuseum zu machen. Es gelang, die Öffentlichkeit und vor allem die Bevölkerung an der Förde dafür zu begeistern. Wichtig war, dass der Ringofen mit seinem Schornstein noch nicht wie in den meisten anderen Fällen abgebaut war. Und so wurde schließlich die gesamte Industrieanlage mit Lehmgruben, Knetmühle und Formerei, einem großen Ringofen, Trockenkammern und Verladebrücke für die Verschiffung der fertigen Produkte erhalten und restauriert.

Es sind Maschinen, Handwerkszeug und Ziegelprodukte ausgestellt. Einige Maschinen können in Betrieb gesetzt werden. Mehrere liebevoll und detailgenau hergestellte Modelle geben einen Eindruck von der Ziegelproduktion in verschiedenen Entwicklungsstufen. Auch die Sozialgeschichte ist nicht vergessen. In einem orientierenden Film, der zu Beginn der Führung gezeigt wird, erläutern ehemalige Ziegeleiarbeiter und -arbeiterinnen an Hand alter Fotos die Arbeitsabläufe und die harten Bedingungen für die schwere Arbeit. In einem Arbeiterwohnhaus sind drei Arbeiterwohnungen aus verschiedenen Zeiträumen (1890, 1930 und 1960) rekonstruiert worden.

Die alte Ziegelei dient heute nicht nur kultur- und technikgeschichtlich Interessierten als Studienobjekt. Auch für die ortsansässige Bevölkerung hat dieses Relikt einer landschaftsprägenden Industrie identitätsstiftende Bedeutung. Ein Förderverein mit rund 800 Mitgliedern hat sich neben der Unterstützung des Ziegeleimuseums zum Ziel gesetzt, kulturelle Anknüpfungspunkte zum Museum aufzuspüren und dabei besonders die südjütische Volkskultur ins Blickfeld zu stellen. Das geschieht auch dadurch, dass die regionalen Vereine die Möglichkeiten des Museums mit Ausstellungs- und Versammlungsräumen nutzen können.

Die Bedeutung dieses sehenswerten Museums reicht über die Region hinaus. Es bildet im Zusammenwirken mit der Metallwarenfabrik in Kupfermühle auf der deutschen Seite über die Landesgrenze hinweg zugleich eine Basisstation des im Aufbau befindlichen Industriemuseums Schleswig-Holstein und zeigt exemplarisch die Arbeitsabläufe der Ziegelherstellung in den über siebzig Ziegeleien, die nördlich und südlich der Flensburger Förde um die Jahrhundertwende betrieben wurden. Dieser Basis an der Flensburger Förde sollen Außenstellen im ganzen Land zugeordnet werden, welche die Vielfalt und die Entwicklung wiedergeben.

Aus dem IGB-Archiv, Der Maueranker 01/2000


Weitere Bilder, Öffnungszeiten und Informationen: https://msj.dk/en/cathrinesminde-brickworks/


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