Die Konstruktion der Häuser der Nordfriesischen Hauslandschaft

Text: Ellen Bauer

Roter Haubarg von 1665, Simonsberg, Ostansicht
Roter Haubarg von 1665, Simonsberg, Ostansicht
Utlandfriesisches Haus Axen von 1648, Risum-Lindholm, Innenständerkonstruktion
Utlandfriesisches Haus Axen von 1648, Risum-Lindholm, Innenständerkonstruktion
Der „Lauf- und Stehbalken“ (ein Rundholz) wird mit Punterhaken befestigt
Der „Lauf- und Stehbalken“ (ein Rundholz) wird mit Punterhaken befestigt

Einführung

Die IG Baupflege befasst sich seit den 1980er Jahren mit dem Erhalt der Gebäude, die unsere Kulturlandschaft prägen. Dokumentationen und handgezeichnete maßliche Bestandsaufnahmen in Form von Plänen, die bisher nicht veröffentlicht wurden, waren die Grundlage für die zahlreichen Sanierungen historischer Häuser. Ebenso für die 2017/2018 erfolgten dendrochronologischen Untersuchungen von Haubargen, die auf Initiative der IG Baupflege vom Landesamt für Denkmalpflege in Kiel finanziert wurden.

Einige dieser wertvollen Bestandsaufnahmen dienen nun hier der Veranschaulichung der 5 Haustypen. Für jeden Haustyp steht ein Beispiel dieser detaillierten Maßzeichnungen.

Das Utlandfriesische Haus Axen in Lindholm bei Niebüll ist ein Glücksfall für die Baugeschichte in Nordfriesland geworden. Der originale Bestand von 1648 wurde im engen Zusammenwirken von Bauherr und Architekt um 1982 in besonderer Weise bewahrt. Die künstlerischen Maßzeichnungen des Architekten Jan Leseberg (Mitglied der IG Baupflege) sind darüber hinaus ein wahrer Augenschmaus.

Das jütische quergeteilte Geesthardenhaus aus Borsbüll um 1770 ist für unsere Landschaft das älteste erhaltene dieser Art, ein „Highlight“ im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel. Die detaillierten Zeichnungen wurden in den 1970er Jahren im Zuge der Umsetzung professionell und liebevoll angefertigt.

Die Maßzeichnungen für die Kate Hauptstrasse 95 in Niebüll, die umgesetzt werden sollte, gehört zu einer Vielzahl von Bestandsaufnahmen von zu rettenden Gebäuden und Nebengebäuden, die der damalige Vorsitzende der IG Baupflege, Gerd Kühnast, in zwei ABM-Aktionen der 1970er und 1980er Jahre ins Leben rief. Eine kluge Idee, auf diese Weise die teuren Bestandsaufnahmen in der Gemeinnützigkeit zu finanzieren. Jan Ö. Meier hat sie aus dem Archiv ans Licht befördert. Die Kate Hauptstrasse 95 (Abriss 1988) sowie die stadtbildprägende Kate auf dem Nachbargrundstück (Abriss 2020) sind dennoch dem Abrisswahn zum Opfer gefallen – trotz beharrlichem Einsatz der IG Baupflege.

Ein herausragendes Sanierungsbeispiel ist der Rote Haubarg (Gemeinde Witzwort/Eiderstedt). Eine hervorragende zeichnerische Bestandsaufnahme eines Kieler Architekturbüros von 1981 bildete die Grundlage für die Sanierung. Die dendrochronologische Untersuchung ergab ein selten einheitliches Ergebnis des Ständerwerkes von 1665. Es ist der größte und höchste Haubarg (17 m), ein herzöglicher Bau. Die gründliche Sanierung erfolgte 1984-1986 durch die Architekten Axel und Ellen Bauer sowie Jan Leseberg (alle Mitglieder der IG Baupflege). Die Entwurfspläne zeigen, wie die neue Nutzung zu einem Restaurant und Museum ohne wesentliche Eingriffe in die Struktur des überlieferten Bestandes erfolgte. Die Fassaden konnten auf den Originalzustand zurückgeführt werden, und das Gebäude ist bis heute öffentlich zugänglich.

Das Niederdeutsche Hallenhaus ist im Norddeutschen Raum das bekannteste und älteste Bauernhaus. Hier in Nordfriesland ist es in der Landschaft Stapelholm (nördlich der Eider) typisch. Bedeutende Beispiele sind z.B. in den Dörfern Seeth, Drage und Stapel (früher Norderstapel und Süderstapel) erhalten. Auch hier haben Mitglieder der IG Baupflege viel zum Erhalt beigetragen. Das IG Baupflege Lexikon zeigt die Pläne der Sanierung und Rekonstruktion des Architekten Axel Bauer (Mitglied der IG Baupflege) zum Haus Rudolph von 1530, das auch in der Literatur bekannt ist (Dr. A. Lühning und Conrad Bedal). Der Bauherr, die Familie Piechottka, rettete gleich zwei Gebäude dieser wertvollen Haussubstanz in Seeth.

Das Reetdach ist typisch für die Nordfriesischen Hauslandschaft. Mit dem Ende der Bauzeit nahm die Nachfrage nach Reet im 20. Jahrhundert über Jahrzehnte ab. Seit einiger Zeit lässt sich aber eine Renaissance des Reetdachs beobachten. Das Lexikon beschreibt die Erneuerung der Arbeitstechnik, die veränderten Bezugsquellen sowie Probleme mit der Haltbarkeit.

Ein ausführliches und lebendiges Baustellengespräch mit Matthias Johns von der Reetdachdeckerei Wolf & Ohls, Oldenswort dokumentiert das traditionelle Reetdachdeckerhandwerk – seit 2014 immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe – zwischen gestern und heute (Video von Jan Ö. Meier).

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